Eine neue, im Bulletin of Volcanology veröffentlichte Studie hat die Wahrscheinlichkeiten einer Eruption des Teide-Vulkans in den kommenden Jahren neu bewertet und dabei sowohl in der Wissenschaft als auch in der Öffentlichkeit großes Interesse geweckt. Der Teide-Pico Viejo (TPV)-Vulkankomplex wird darin als eines der aktiven Vulkansysteme Europas hervorgehoben.
Obwohl der Teide bisher weder als besonders explosiv noch als gravierende Bedrohung angesehen wurde, liefern neue Erkenntnisse Argumente für eine verstärkte und fortlaufende Überwachung.
Aktuelle Aktivitäten und Besorgnis

Das Nationale Geografische Institut (IGN) hat kürzlich seismische Aktivität in der Nähe der Cañadas del Teide, vor allem im Bereich des Pico Viejo, festgestellt. Dies hat bei der Bevölkerung Besorgnis ausgelöst, da ähnliche seismische Schwärme bereits den Ausbruch des Vulkans auf La Palma im Jahr 2021 angekündigt hatten.
Geologen betonen jedoch, dass diese Bewegungen eher durch Dampf oder Wasser im Inneren des Vulkans verursacht sein könnten, als durch bevorstehende magmatische Bewegungen. Experten sind sich einig, dass der Teide derzeit stabil bleibt, aber seine Aktivität und mögliche Szenarien weiterhin genau überwacht werden sollten.
Ergebnisse der neuen Analyse
Die von Geologe Joan Martí geleitete Untersuchung stützt sich auf eine umfassende Analyse geologischer und seismischer Daten. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Wahrscheinlichkeit eines größeren Ausbruchs in den nächsten Jahrzehnten zwar gering ist, jedoch nicht vernachlässigt werden sollte. Konkret wurde die Wahrscheinlichkeit einer signifikanten Eruption auf:
- 2,1 % innerhalb der nächsten 20 Jahre
- 5,1 % innerhalb der nächsten 50 Jahre
- 10 % innerhalb der nächsten 100 Jahre
geschätzt. Für eine kleinere Eruption bis zum Jahr 2060 liegt die Wahrscheinlichkeit bei 11,1 %.
Der letzte Ausbruch des Teide fand 1909 statt. Seitdem ist der Vulkan weitgehend ruhig, doch historische Daten zeigen, dass in den letzten 12.000 Jahren insgesamt 16 Eruptionen stattfanden. Die mächtigste davon ereignete sich vor etwa 2.020 Jahren und erreichte eine Stärke von 5,3. Eine Episode seismischer Unruhe im Jahr 2004 verdeutlichte, wie wichtig eine fortlaufende Beobachtung des Vulkans ist.
Geografische Auswirkungen und Risikoszenarien

Die Studie berücksichtigt auch mögliche Folgen einer Eruption. Simulationen zeigen, dass die Südhälfte Teneriffas wahrscheinlich durch die Las Cañadas-Caldera geschützt wäre, während die nordöstliche Region – einschließlich Santa Cruz de Tenerife und San Cristóbal de La Laguna – einem höheren Risiko durch Asche, Gasemissionen und pyroklastische Ströme ausgesetzt sein könnte.
Besonders anfällig ist die Nordflanke des Teide, einschließlich der Täler von Icod und La Orotava. Diese Gebiete könnten durch Schwerkraft getriebene Lavaströme betroffen sein, die in früheren Ausbrüchen bereits Entfernungen von über 16 Kilometern zurückgelegt und die Küste erreicht haben, wo heute mehr als 900.000 Menschen leben.
Potenzielle Gefahren und ihre Reichweite
Neben Lavaströmen identifiziert die Studie weitere Gefahren wie pyroklastische Ablagerungen und Ascheströme, die durch Windrichtungen und Eruptionsstärken weiträumige Auswirkungen haben könnten. Besonders problematisch wären plinianische oder subplinianische Eruptionen, bei denen explosive Aktivität und giftige Gase weite Teile der Insel und möglicherweise auch darüber hinaus betreffen könnten.
Fazit: Notwendigkeit von Überwachung und Vorbereitung

Die Ergebnisse der Studie unterstreichen die Bedeutung kontinuierlicher Überwachung und einer gezielten Einbindung vulkanischer Risiken in regionale Notfallpläne. Obwohl die Wahrscheinlichkeit einer Eruption relativ niedrig ist, könnten die potenziellen Auswirkungen schwerwiegend sein, wenn keine entsprechenden Vorkehrungen getroffen werden. Ein besseres Verständnis der möglichen Szenarien und eine ständige Überwachung könnten dazu beitragen, die Risiken zu minimieren und die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten.